Das From-Gambit 1. f2–f4 e7–e5 ist aus eröffnungstheoretischer Sicht nicht die beste Erwiderung gegen Bird. Je nach Standpunkt des Betrachters ist es mutig, riskant oder fragwürdig. Objektiv betrachtet erhält Schwarz bei genauem Spiel des Anziehenden kein ausreichendes Gegenspiel für den Gambit-Bauern.

Gleichzeitig ist das From-Gambit aber auch die unangenehmste Erwiderung für einen Bird-Spieler, jedenfalls solange, bis er es beherrscht und aus der Sorge, der Gegner könnte 1… e7-e5 spielen, die Freude wird, wenn dieser dies tatsächlich tut. Ich behaupte, dass viel mehr Amateurspieler die Bird-Eröffnung zumindest einmal ausprobieren würden, wenn sie nicht durch das From-Gambit abgeschreckt würden. Denn entgehen kann man diesem nicht, der erste Zug des Schwarzen zwingt es auf das Brett,wenn dieser es denn spielen will. Es ist also nicht die objektive eröffnungstheoretisch analysierte Stärke dieses Gambits, sondern seine auf der Unvermeidbarkeit beruhende abschreckende Wirkung in der Praxis, die das From-Gambit für die gesamte Bird-Eröffnung so bedeutsam macht.

Kein (Amateur-)Spieler sollte mitWeiß gegen das From-Gambit spielen ohne ein ausreichendes eröffnungstheoretisches Rüstzeug zu besitzen. Das Gambit verschafft Schwarz Entwicklungsvorsprung und Angriffsmöglichkeiten, und wie in fast jedem Gambit ist die richtige Verteidigung am Brett weit schwieriger zu finden als der nächste Angriffszug. Ein einziger Fehlgriff kann die Partie kosten. Der Aufwand, der notwendig ist, um das From-Gambit eröffnungstheoretisch so zu durchdringen, dass man es ruhigen Gewissens spielen kann, ist fast so groß wie der Aufwand für alle anderen Bird-Varianten zusammen. Dabei kommt es statistisch gesehen nur in rund 10 % aller Bird-Partien aufs Brett (hier unterscheidet sich Großmeisterschach nicht vom Amateurschach).

Gesucht wird also ein Weg, dem From-Gambit mit einer weniger Vorbereitung erfordernden Spielweise zu begegnen, um überhaupt mit dem praktischen Bird-Spiel beginnen zu können. Nach und nach lässt sich diese Spielweise dann durch das Erlernen der Hauptfortsetzungen ersetzen, bis man dem From-Gambit objektiv wie subjektiv den Stachel gezogen hat.

Hier kommt die Ablehnung des From-Gambits mittels 1. f2–f4 e7–e5 2. f4xe5 d7–d6 3.Sg1–f3 ins Spiel. Da man bekanntlich ein Gambit nur durch seine Annahme widerlegen kann, ist diese Ablehnung objektiv schwächer als das Schlagen 3.e5xd6. Aber es geht uns hier ja nicht um den objektiv besten Zug, sondern um Praktikabilität und um die Möglichkeit, sich die Werkzeuge der Widerlegung auf eine schmerzfreie Art undWeise erarbeiten zu können.

Hinzu kommt ein psychologischer Aspekt. Die (in der Regel unerwartete) Ablehnung des From-Gambits ist für die meisten From-Spieler zumindest ärgerlich. Ein Spieler, der das From-Gambit wählt, will seinen Gegner niederwalzen. Er ist auf ein taktisches Feuerwerk aus, auf einen Königsangriff möglichst mit Opferorgien. Vor allem ist er nicht darauf eingestellt, selber der verteidigende, um Ausgleich bemühte Spieler zu sein (was ja mit den schwarzen Steinen üblicherweise der Normalfall ist). Daher wählen vor allem Spieler, die im Rating deutlich höher liegen als ihr Bird-spielender Gegner, das From-Gambit, im Vertrauen auf ihre taktische Überlegenheit. Durch dieAblehnung des Gambits wird diesem Plan zunächst einmal ein Riegel vorgeschoben. Versucht Schwarz dennoch, die Annahme des Gambits zu erzwingen (was in einigen Varianten möglich ist), so landet er in für ihn ungünstigeren Abspielen des angenommenen
From-Gambits, auf die sich Weiß einfacher und wirkungsvoller vorbereiten kann als auf die gesamte Theorie des angenommenen Gambits.

Schwarz kann der Ablehnung des Gambits auf zweierlei Weise begegnen: schlagen auf e5 (die Hauptvariante) oder eben nicht schlagen auf e5 (die Nebenvarianten), Letzteres insbesondere mit der Absicht, Weiß doch noch zu e5xd6 und somit zu einem Übergang in das normale From-Gambit zu bewegen. Die Aufmarschpläne in der Hauptvariante sind für Weiß klarer und leichter zu verfolgen als in den Nebenvarianten, in denen wiederum mehr taktische Möglichkeiten, aber auch Gefahren stecken. Aber auch in den Nebenvarianten ist die Gefahr, von schwarzem Angriffsspiel überrollt zu werden, weitaus geringer als im angenommenen From-Gambit.

Das abgelehnte From-Gambit ist somit aus eröffnungstheoretischer wie aus schachpsychologischer Sicht eine hervorragende Waffe gegen ungestüme Angriffsspieler.

(2021) 348 Seiten, erschienen im Selbstverlag